Airport - Страница 2


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Danny sagte besänftigend: »Wir haben vier Lastwagen hinter dem Verpflegungswagen der United hergeschickt. Sie müßten zurück sein, oder bald kommen.«

»Möglicherweise — wenn wir den verdammten Karren finden könnten.«

»Ihr habt ihn noch nicht gefunden? Was macht ihr Kerle eigentlich? Habt ihr Damenbesuch zum Abendessen?« Danny drehte die Lautstärke für den Empfang zurück, als die Antwort erdröhnte.

»Jetzt hört ihr Vögel in eurem komischen Taubenschlag mal zu! Habt ihr eine Ahnung, wie es draußen auf dem Flugfeld aussieht? Vielleicht seht ihr gelegentlich mal zum Fenster raus. In dieser Nacht könnte einer irgendwo am verdammten Nordpol sein und keinerlei Unterschied bemerken.«

»Blas dir mal in die Hände, Ernie«, antwortete Danny. »Vielleicht bleiben sie davon warm und du redest dann nicht so laut.«

In Gedanken schob Mel Bakersfeld den größten Teil des Wortwechsels von sich, obwohl ihm klar war, daß alles zutraf, was über die Verhältnisse außerhalb des Flughafengebäudes gesagt wurde. Vor einer Stunde war Mel selbst über das Flugfeld gefahren. Er hatte die vorgesehenen Fahrwege benutzt, doch obwohl er die Anlage des Flughafens genau kannte, hatte er heute abend Schwierigkeiten gehabt, sich zurechtzufinden und war mehrmals nahe daran gewesen, die Orientierung zu verlieren.

Mel war zu einer Inspektion in die Schneeräumungszentrale gefahren, und dort, wie jetzt hier, hatte emsige Aktivität geherrscht. Wenn das Schneekontrollpult die Befehlsstelle war, so war die Schneeräumungszentrale der Frontgefechtsstand. Hier kamen und gingen Räumtrupps und Vormänner, entweder schwitzend oder frierend. Die Reihen der regulären Arbeitskräfte waren durch Hilfstrupps verstärkt worden — Schreiner, Elektriker, Klempner, Schreiber, Polizisten. Die Hilfskräfte wurden von ihren regulären Arbeiten auf dem Flughafen abkommandiert und erhielten fünfzig Prozent Zuschlag zu ihren Bezügen, bis der Schneenotstand vorüber war. Aber sie wußten, was von ihnen erwartet wurde, da sie wie Reservisten den ganzen Sommer und den Herbst über auf Rollbahnen und Taxistreifen Schneeräumen geübt hatten. Manchmal amüsierten sich Außenstehende darüber, wenn sie an einem warmen Tag Schneeräumtrupps mit einsatzbereiten Schneepflügen und dröhnenden Exhaustoren auf dem Flugfeld sahen. Doch wenn jemand sein Erstaunen über das Ausmaß der Vorbereitungen ausdrückte, wurde er von Mel Bakersfeld darauf hingewiesen, daß die Entfernung des Schnees vom Betriebsbereich des Flughafens der Räumung von siebenhundert Meilen Autostraße gleichkam.

Wie das Schneekontrollpult im Kontrollturm wurde die Schneeräumungszentrale nur im Winter in Betrieb genommen. Sie lag in einem großen höhlenartigen Raum über einer Lastwagengarage des Flughafens und unterstand im Betrieb einem Einsatzleiter. Nach der Stimme im Sprechfunkgerät zu schließen, nahm Mel an, daß der reguläre Einsatzleiter zur Zeit abgelöst worden war, vielleicht um im »Blue Room«, in der Blauen Kammer, wie die Dienstvorschrift des Flughafens mit einem Anflug von Humor die Ruhebaracke der Schneeräumer bezeichnete, etwas Schlaf zu finden.

Die Stimme des Einsatzleiters meldete sich wieder am Telefon. »Wir machen uns Sorgen um diesen Lastwagen, Danny. Der Fahrer, der arme Kerl, kann da draußen erfrieren. Wenn er allerdings einen Funken Grütze hat, wird er nicht gerade verhungern.«

Der Verpflegungswagen der United Air Lines hatte vor annähernd zwei Stunden die Versorgungsküche der Fluggesellschaft verlassen, um zum Flughafen zu fahren. Seine Route führte über die Zufahrtsstraße, eine Fahrt, die im allgemeinen fünfzehn Minuten dauerte. Der Wagen war aber nicht angekommen, und offensichtlich hatte der Fahrer die Orientierung verloren und war irgendwo in den Außenbereichen des Geländes im Schnee steckengeblieben. Die Fluggesellschaft hatte zunächst ihren eigenen Suchtrupp ausgeschickt, jedoch ohne Erfolg. Jetzt hatte sich die Flughafenleitung eingeschaltet.

»Die Maschine der United ist schließlich aber doch gestartet?« fragte Mel. »Wohl ohne Verpflegung.«

Danny Farrow antwortete, ohne aufzusehen. »Ich habe gehört, der Kapitän hätte die Entscheidung den Passagieren überlassen. Er hat ihnen gesagt, es würde über eine Stunde dauern, um andere Verpflegung zu bekommen, es wären aber ein Film und Getränke an Bord, und in Kalifornien scheine die Sonne. Jeder stimmte dafür, so schnell wie möglich aus der Hölle rauszukommen. Hätte ich auch getan.«

Mel nickte. Er widerstand der Versuchung, die Leitung der Suche nach dem vermißten Fahrer und seinem Wagen selbst in die Hand zu nehmen. Tätigkeit wäre zwar eine Medizin, denn die tagelange Kälte und die sie begleitende Feuchtigkeit hatten die Schmerzen an Mels alter Kriegsverletzung wieder auftreten lassen — eine Erinnerung an Korea, die er nie loswerden würde —, und jetzt machte sie sich wieder bemerkbar. Er wechselte seine Stellung, beugte sich vor und verlagerte sein Gewicht auf sein unversehrtes Bein. Die Erleichterung war nur vorübergehend. Fast sofort meldeten sich die Schmerzen in der neuen Stellung wieder.

Einen Augenblick später war er froh, daß er sich nicht eingemischt hatte. Danny tat bereits das Richtige — verstärkte die Suche nach dem Lieferwagen, zog Schneepflüge und Leute vom Flugplatzgelände ab und schickte sie zur Zufahrtsstraße. Für den Augenblick mußten die Parkplätze zurückstehen. Später würde es deshalb genügend Beschwerden geben. Zunächst aber mußte der vermißte Fahrer gerettet werden.

Zwischen Telefongesprächen warnte Danny Mel: »Machen Sie sich auf weitere Beschwerden gefaßt. Durch diese Suche wird die Zufahrtsstraße blockiert. Wir müssen alle anderen Verpflegungswagen anhalten, bis wir diesen Burschen gefunden haben.«

Mel nickte. Beschwerden gehörten zum täglichen Brot eines Flughafendirektors. In diesem Fall war, wie Danny voraussagte, mit einer Flut von Protesten zu rechnen, wenn die anderen Fluggesellschaften bemerkten, daß ihre Verpflegungsfahrzeuge, aus welchem Grund auch immer, nicht durchkamen.

Es würde Leute geben, die es für unglaubwürdig hielten, daß ein Mensch an einem Mittelpunkt der Zivilisation, wie einem Flughafen, der Gefahr des Erfrierens ausgesetzt sein konnte, was trotzdem möglich war. Die abgelegeneren Bereiche eines Flughafens waren kein Ort, an dem man sich in einer solchen Nacht ohne Not aufhalten sollte. Und wenn der Fahrer auf den Gedanken kam, in seiner Kabine sitzen zu bleiben und den Motor laufen zu lassen, um sich warm zu halten, konnte es passieren, daß er bald im Schnee verweht wurde, unter dem sich dann tödliches Kohlendioxid ansammelte. Mit einer Hand hielt Danny jetzt ein rotes Telefon, während er mit der anderen in den Alarmvorschriften blätterte, Vorschrifen, die von Mel stammten und für Fälle wie den vorliegenden sorgfältig ausgearbeitet worden waren.

Das rote Telefon war eine direkte Verbindung mit dem Leiter der Feuerwehr des Flughafens. Danny faßte die vorliegende Situation zusammen.

»Und wenn wir den Wagen gefunden haben, müssen wir einen Krankenwagen hinausschicken, und Sie werden vielleicht ein Sauerstoffgerät oder Wärme brauchen, möglicherweise beides. Aber warten Sie lieber mit dem Einsatz, bis wir genau wissen, wohin es geht. Wir wollen euch Kerle nicht auch noch ausgraben müssen.«

Der Schweiß glänzte in zunehmendem Maß auf Dannys kahlwerdendem Schädel. Mel wußte genau, daß Danny nur ungern die Leitung der Schneekontrollstelle übernahm und lieber in seiner Abteilung für die Planung des Flughafens saß, um sich mit Logistik und Hypothesen über die Zukunft der Luftfahrt zu befassen. Dinge dieser Art wurden in aller Ruhe weit voraus geplant, während man Zeit zum Überlegen hatte und nicht zusammenhanglos improvisieren mußte, wie bei den Problemen dieser Nacht. Genau wie es Menschen gab, die in der Vergangenheit lebten, überlegte Mel, so war für die Danny Farrows dieser Welt die Zukunft eine Zuflucht Aber ob gern oder ungern und ungeachtet des Schweißes nahm Danny die gestellte Aufgabe ernst.

Mel beugte sich über Dannys Schulter und griff nach einem Telefon, das unmittelbar mit der Flugsicherung verbunden war. Der Leiter der Wache auf dem Kontrollturm meldete sich.

»Wie steht es mit der 707 der Aereo Mexican?«

»Sitzt noch an der gleichen Stelle, Mr. Bakersfeld. Sie arbeiten seit ein paar Stunden daran, sie fortzuschaffen, aber bisher ohne Erfolg.«

Diese besondere Schwierigkeit war kurz nach Einbruch der Dunkelheit eingetreten, als ein Kapitän der Aereo-Mexican, der zum Startplatz rollte, bei einem blauen Taxilicht irrtümlich nach rechts statt nach links abbog. Unglücklicherweise bestanden bei dem Boden rechts, der normalerweise mit Gras bewachsen war, Entwässerungsschwierigkeiten, die nach dem Winter in Angriff genommen werden sollten. Inzwischen war dort, trotz der dicken Schneedecke, dicht unter der Oberfläche ein schlammiger Morast. Wenige Sekunden nach dem falschen Abbiegen war das hundertzwanzig Tonnen schwere Flugzeug tief im Schlamm eingesunken.

Als man merkte, daß das Flugzeug beladen aus eigner Kraft nicht freikommen konnte, wurden die ungehaltenen Passagiere ausgeladen und durch den Morast zu schnell gemieteten Bussen gebracht Jetzt waren über zwei Stunden vergangen, und die große Düsenmaschine saß noch fest und blockierte mit ihrem Rumpf und mit ihrem Leitwerk die Startbahn Drei-Null. »Startbahn Und Taxistreifen sind noch nicht wieder betriebsfähig?«

»Ganz richtig«, bestätigte der Leiter der Wache im Kontrollturm. »Wir halten den gesamten abfliegenden Verkehr an den Toren auf und schicken ihn dann über die längere Route zu den anderen Startbahnen.«

»Das geht wohl recht langsam, was?«

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